Bayrisch, eine romanische Sprache?

Heute gibt es mal eine kleine Extrapost zum Thema Sprache. Im Post vom vergangenen Donnerstag hatte ich mich überrascht über die Verwendung der Fälle in der Deutschen Sprache geäußert.

Während manche es von Euch in den Kommentaren als "normal" eingeschätzt haben, dass eine Sprache sich mit den Jahren verändert, zeigten sich andere ebenso verwundert.

Sabina, ich hoffe es ist OK, wenn ich Dich zitiere schrieb in ihrem Kommentar "z.B zucke ich immer zusammen, wenn Menschen davon reden..."wir SIND zusammen gestanden" *lach*".
Und ja. Da war ich überrascht. Denn ich sage auch "wir sind am Bahnhof gestanden". Und zwar in astreinem Hochdeutsch. Oder vielleicht auch nicht. Ich wähne, es könnte sich dabei um einen "eingedeutschten, bayrischen Dialekt" handeln.

Das Web spuckt aus: Stehen kann sowohl mit haben, als auch mit sein konjugiert werden. 
Das erinnert mich an meinen Französischunterricht. Verben der Bewegung und reflexive Verben werden dort mit sein konjugiert. Ist das im Deutschen auch so?
Ich bin gegangen. Ich bin gefahren. Ich bin gelaufen.
Ich bin gesessen? Ich bin gelegen? Ich würde sagen. Ja

Also habe ich mal 12 Freunde und Bekannte via Handy SPONTAN um Ihre Meinung gefragt.
Hier die Rückmeldungen.
Ich bin gesessen :
6 x Wohnort Bayern - aufgewachsen in Bayern:
1 x Wohnort Baden Württemberg - aufgewachsen in Niedersachsen

Ich habe gesessen:
1 x  Wohnort Bayern - aufgewachsen in Bayern
1 x  Wohnort Bayern - aufgewachsen in Niedersachsen
1 x  Wohnort Niedersachsen - aufgewachsen in Niedersachsen

Ich bin gesessen und  ich habe gesessen (beides möglich):
2 x  Wohnort Bayern - aufgewachsen in Bayern





Das Ergebnis hängt mit Sicherheit von meiner persönlichen Auswahl ab.



Fakt ist, egal ob man Deutsch spricht, oder nicht, die Grammatik ist oft durch den ortsüblichen Dialekt geprägt. Bayrisch ist im grammatikalischen Sinn eine stark vom romanischen geprägte Sprache.



Es gibt z.B. keinen Genitiv:
Das ist dem Herrn Angerer sein Auto (Dativ).
C'est la voiture de M. Angerer.

Possesivpronomen werden ans Objekt angeglichen:
Der Christine sei Bruada statt Christine ihr Bruder (was natürlich auch "falsch" ist, müsste es Christines Bruder heißen).
La Christine son frère

Vermutlich gelten dann auch beim beugen der Verben die entsprechenden Regeln und es heißt auf Bayrisch in Deutsch gesprochen:
Ich bin den ganzen Tag im Bett gelegen.
Ich bin den ganzen Tag auf der Bank gesessen.
Ich bin stundenlang auf dem Bahnsteig gestanden.... ABER: Ich habe mir die Beine in den Bauch gestanden.
Das klingt mit haben vermutlich deswegen richtig, weil es diesen Ausdruck im Bayrischen gar nicht gibt.

Wenn ich so darüber nachdenke....
Ich hab den ganzen Tag im Bett gelegen.
Ich hab den ganzen Tag auf der Bank gesessen.
Ich hab stundenlang auf dem Bahnsteig gestanden....
kommt mir aber auch nicht wirklich falsch vor.

Sprache ist schon was komisches, ODER!

Liebste Grüße, kommt gut in die Federn und träumt was schönes
Sunny





Kommentare

  1. haha - lustiger exkurs!!
    muss gestehen - auch mich schüttelts beim "bin gestanden". dafür haben wir hier auch ein paar grammatik-verbieger bei denen "auswärdsche" das gruseln kriegen. aber dafür sind dialekte da - die sie sprechen fühlen sich zuhause - und alle anderen wissen dass sie zu gast sind :-)
    xxxxxx

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    1. Haha. Das ist ja eine ganz neue Perspektive. So habe ich das noch gar nicht gesehen. LG Sunny

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  2. Ich hab schon drauf gewartet, dass es eine Auflösung für deine Handyfrage gibt und bei Sprache bin ich gewissermaßen ein klein wenig raus. Uns da hinten im Woid wird ja nachgesagt wir könnten das nicht so mit dem sprechen, darum haben sich vermutlich einige aufs mürrische laute von sich geben verlagert ;)
    Liebe Grüße Ela

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    1. Ach, eine Art Geheimsprache zu haben ist doch auch nett. Muss ja nicht jeder mitbekommen, was man so redet. LG Sunny

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  3. Als Österreicherin kann ich da gut mitreden, jedes Dorf spricht hier eine eigene Sprache :)

    Liebe Grüße <3

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  4. ich bin noch nie gesessen, ich sass dann immer. ich mag ja diese regional typischen färbungen, klingt immer irgendwie "gemütlich". LIEBE GRÜSSE bärbel

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    1. Das ist natürlich auch eine Möglichkeit. Ist hier im gesprochenen Wort allerdings gänzlich unüblich und würde vermutlich zu Irritationen führen.
      LG Sunny

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  5. oh je......wann habe ich zum letzten Mal von Dativ/Genitiv gehört......lang lang ist es her!
    Wir aussem Pott reden eh wie uns die Schnute gewachsen is und dat is auch gut so. Ich mag die verschiedenen Dialekte! Abba sach ma .....der Sprech vonne Jugend is doch viel schlimma......da komm ich ja ma so gar nich mit....Schöner Beitrag! Lieben Gruß Patricia

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    1. Jugendsprech. Hört man hier selten. Die Landjugend spricht gepflegtes Bayrisch, die aus der Stadt vereinzelt Schwörer-Deutsch oder gleich total überkandidelt.
      LG Sunny

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  6. Wir wissen wie es richtig ist, aber wir tun das so nicht sagen, wir Mannemer. :))
    Mich bringen die Saarländer ja auf die Palme mit ihrem "Es" . Beispiel z.b. Youtube Familie Heinz Becker
    Wünsche Dir einen schönen Dienstag, liebe Grüße Tina

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    1. Wir hatten letztes Jahr einen Praktikanten aus Mannheim. Der Dialekt war wirklich "lustig".
      LG Sunny

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  7. Bayern definieren "Verben der Bewegung" einfach anders. In Norddeutschland bewegt man sich halt einfach nicht, wenn man steht oder sitzt ;-) Deshalb haben wir gesessen. Vermutlich hängt das mit der Bewegung von Bierkrügen zusammen, die man den Bayern nachsagt *grins* Warum ihr Euch im Bett bewegt, das lasse ich jetzt mal im Dunkeln.
    Bei "Christine ihr Bruder" kräuseln sich mir die Nackenhaare. In diesem Fall wäre Christine besser Einzelkind geblieben :-) Der Genitiv wird übrigens in allen romanischen Sprachen, die ich kenne, mit "de" gebildet. Also "le frère de Christine". Christine son frère - dafür würde dich vermutlich auch jeder Franzose für die Verunglimpfung seiner Muttersprache verhauen. Christine et son frère dagegen darfst sagen. Dann muss das arme Kind doch kein Einzelkind bleiben :-)
    Liebe Grüße
    Fran

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    1. Hehe... so wirds wohl sein....Einarmiges Reißen in der Halbliterklasse.
      Mit dem "de" hast Du natürlich recht. Ich habe aktiv Französisch bis 1986 genossen und danach nur noch passiv ne Runde beim Abfragen genossen.
      Aber es heißt. C'est son frère, n'est pas?
      LG Sunny

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    2. Oui, c`est son frère et sa soeur :-)

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  8. Ja ja, die Dialekte....letztens im Urlaub habe ich doch wieder eine gepflegte "Unterhaltung" mit einem netten Herrn aus Regensburg geführt... oder sollte ich besser sagen gelauscht... er merkte dann nach dem 20 Satz, dass ich ihn überhaupt nicht verstehe und nur freundlich nicke. Tja, das erinnert mich an den letzten Bayern-Urlaub im letzten Jahr. Komisch. Ich bin immer der festen Überzeugung. Wir Berliner können zumindest manche immerhin hochdeutsch schreiben und sprechen. Zumindest wenn uns an der Unterhaltung was gelegen ist, während manche in ihrem Dialekt leben. Lach!

    Liebe Grüße Jacky

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  9. Spannendes Thema! Für mich als Norddeutsche ist "ich bin gesessen" auch total ungewöhnlich.
    Den Genitiv gibt es ja leider immer weniger, aber ich bemühe mich, ihn, zumindest im geschriebenen Deutsch noch zu verwenden!
    Ich glaube "der Christine ihr Bruder" gibt's überall. Mein Lateinlehrer hat immer gesagt das sei der "ostfriesische Genitiv" wenn einer so übersetzt hat :-D

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