[Filmtipp] Loving Vincent

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Van Goghs Bilder werden lebendig

Heute möchte ich Euch einen ganz wundervollen Film nahe bringen, den ich im Januar via Amazon Prime gesehen habe. Ich habe ganz spontan vorgeschlagen, ihn uns an einem  Sonntag  Nachmittag anzuschauen. Das ist ja immer unser Kinotag. Und wenn wir es nicht ins Kino schaffen, so gucken wir doch meist einen Film auf unserer Leinwand.

Mich hat das Icon des Filmplakats einfach angesprochen. Nicht nur der Titel des Films „Loving Vincent“ sondern auch die wundervollen Farben. Türkis, Himmelblau, Olivgrün und Weiß. Sommer pur. Ohne zu wissen um was es genau geht, oder was uns erwarten könnte, haben wir den Film spontan und mit etwas Vorfreude gestartet.



Mein Bezug zur Malerei

Ich weiß nicht, ob ich es auf dem Blog schon mal erwähnt habe, aber während meiner Mittelstufenphase war ich ziemlich kunstbegeistert. Ich habe viel gemalt, gezeichnet und war mit Leib und Seele in der Kunst AG meiner Schule engagiert. Ja, ich hatte sogar für ein paar Monate die Idee, nach der 10. Klasse vom Gymnasium auf die Grafikerschule in München zu wechseln und arbeitete quasi Tag und Nacht an meiner Bewerbungsmappe.

Und ich hatte damals wirklich einen Tick mit den Impressionisten wie Renoir, Monet, Manet oder van Gogh. Deshalb verbrachte ich mit einer ähnlich begeisterten Schulfreundin ganze Nachmittage in der Grafischen Sammlung am Königsplatz. Dort konnte man sich nämlich Originalzeichnungen der oben genannten Künstler an einen Arbeitsplatz bringen lassen, die Zeichnungen anfassen, studieren und auch abzeichnen. Es war wirklich interessant. Ich habe diese Zeiten sehr genossen.

Ich bin ein van Gogh Fan

Und dabei hatte ich immer einen besonders intensiven Fimmel für van Gogh. Und ich nannte ihn trotz seiner ihm nachgesagten Schrulligkeit schon immer liebevoll Vinzent, oder halt Winni. Ich war ja auch immer irgendwie die, mit dem flammenden Schwert der Gerechtigkeit, die sich für die Sonderlinge eingesetzt hat. Angeblich soll van Gogh sich als ungeliebten Ersatz für den sehr früh verstorbenen, erstgeborenen Bruder gleichen Namens empfunden und dadurch seelischen Schaden genommen haben. Dass Liebe, Zuneigung und Fürsorge für Kinder wichtig ist, wissen wir alle.

Aber warum wurde er nun so ein Kauz ? Vermutlich hat er sich selbst das Leben genommen. Ich weiß es nicht. Aber ich habe durchaus eine Theorie. Was ich aber weiß ist, dass er ein begnadeter Maler war. Und deshalb finde ich es toll, dass man diesen Film über ihn gemacht hat.

Loving Vincent - ein Unikat

Der Film kann als riesiges, weltweites und einzigartiges Filmprojekt bezeichnet werden. Irgendwo habe ich gehört oder gelesen, er stelle das persönliche Statement der Produzentin dar. Er zeigt ihre Gedanken zu den Briefen, die er schrieb und zu den Bildern, die sie intensiv studiert hat. Sie steckte wohl einmal selbst in einer tiefen Sinnkrise und das Werk van Goghs brachten sie irgendwie weiter. Vielleicht ist dieser Film sogar ein Dankeschön an den Impressionisten.

Schauspieler, Originalportrait und Umsetzung im Film
Der Schauspieler Chris O’Dowd (links) spielt den Postboten Joseph Roulin (Originalportrait van Gogh Mitte) im Film (rechts) Quelle: www.lovingvincent-film.de

Bei diesem Projekt ging es nicht ums Geld verdienen

Trotz der Prognose, dass ein vollständig gemalter Film unmöglich wäre, haben die Produzenten einfach damit begonnen. Ihre Intention und Ausführung standen dabei zu jeder Zeit im Vordergrund. Die Herausforderung bestand darin, die Bilder Vincents in einem bewegten Film zu vereinen.
Die Personen wurden von Menschen dargestellt, in die Ölbilder hineingeschnitten und übermalt.
666 960 Bilder wurden gemalt. Mindestens 80 professionelle Öl-Maler waren dabei am Start. Da gehen die Zahlen ziemlich auseinander, die ich dazu gefunden habe. Pate standen Originalbilder von Vincent. Gemalt wurde im Stil van Goghs. Man ahmte seine Pinselstriche nach und verwendete seine Farben.

Ein Kunstwerk aus Kunstwerken

Der Film spielt im Sommer. Ein Jahr nachdem Vincent verstorben war. Damit alle Originalbilder in den Film passten, mussten die Farben bei den erstellten Kopien an die Jahreszeit angepasst werden. Paten standen also die Originale und für diese orientierten sich die Macher des Films an anderen Bildern Vincents, die ebenfalls im Sommer und  an ähnlichen Orten gemalt worden waren. Manchmal mussten auch die Formate seiner Bilder vom Ausschnitt auf Leinwandgröße angepasst werden, es mussten Teile hinzu erfunden oder weg gelassen werden. Ihr seht schon das ist ein Haufen Arbeit, der viel Geduld, Phantasie und Kunstverstand bedarf. Ich bin schwer beeindruckt.



Die Gemälde Vincents variieren von ihrem Stil her. Er experimentierte oft mit neuen Stilen. Die Hauptfigur wechselt sehr oft zwischen Szenen, Bildern, die ursprünglich in unterschiedlichen Techniken gemalt worden sind. Auch hier wird deutlich, wie viel Arbeit die Produzenten in die Details des Films gesteckt haben müssen.

Stilelemente

Rückblenden hat man im Stil von Schwarz/weiß Fotografien umgesetzt.  Diese Rückblenden zeigen wichtige, einschneidende Momente in Vincents Leben und dienen dazu Lücken in der Handlung zu schließen. Von allen Haupt und Nebenfiguren dieses Films gibt es Porträts von van Gogh.  Vincent wollte in den Porträts die Essenz des Charakters einer Person einfangen. Deshalb haben sich die Filmemacher dafür entschieden, die Gesichter der Schauspieler durch die Ölbilder „hindurchblitzen“ zu lassen.

Van Gogh eine tragische Gestalt

Beruflich war Vincent eher wenig erfolgreich und deshalb immer finanziell von seiner Familie und vor allem von seinem Bruder abhängig. Der Bruder hat ihm die Malerei finanziert und dafür Bilder erhalten, die zu seinen Lebzeiten nicht viel wert waren. Eine unglückliche Liebe setzte der ganzen Misere noch die Krone auf. „Wir stehen jetzt vor dieser Tatsache – meinem festen Vorsatz, tot zu sein für alles, außer für meine Arbeit.“ (Zitat van Gogh)

„Ein Jahr nach dem Tod Vincent van Goghs taucht plötzlich ein Brief des Künstlers an dessen Bruder Theo auf. Der junge Armand Roulin soll den Brief aushändigen, doch er kann den Bruder nicht ausfindig machen und reist in den verschlafenen Ort Auvers-sur-Oise. Hier hat der berühmte Maler die letzten Wochen seines Lebens verbracht. Auf der Suche nach dem Empfänger stößt Armand auf ein Netz aus Ungereimtheiten und Lügen. Fest entschlossen will er die Wahrheit über den Tod des Malers herausfinden.“ Zitat von der offiziellen Web-Seite des Films.

Die Handlung

Das klingt spannend? Ist es auch. Armand ist der Sohn des Postboten von Vincent.  Vincent schreibt nahezu täglich Briefe an seinen Bruder und ist zudem ein sehr eigenwilliger Typ Mensch. Trotzdem zählt er den alten Postboten zu seinen wenigen und guten Freunden.

Mit den Worten „Wenn Du gestorben wärst, und es gäbe einen Brief an mich, dann würde ich ihn lesen wollen!“  beauftragt der Postboten Roulin seinen Sohn Armand damit, den besagten Brief an den in Paris lebenden Bruder von Vincent auszuhändigen.

Seit dem Tod von Vincent ist ein Jahr vergangen. Als Armand in Paris ankommt, erfährt er, dass der Bruder von Vincent zwischenzeitlich auch verstorben ist. Und so beschließt er, den Brief eben an den Menschen weiter zu geben, der Vincent in seinen letzten Lebenstagen am nächsten gestanden ist. Seinem Arzt. Außerdem weiß er, wie wichtig seinem Vater dieser Auftrag ist.

Deshalb reist er weiter in das kleine Nest Auvers-sur-Oise. Armand verliert sogar seinen Job, weil er der Arbeit so lange fern geblieben ist. Und trotzdem bleibt er weiter dran und versucht den Wunsch seines Vaters zu erfüllen. Zwischenzeitlich ist er selbst ganz fasziniert von Vincent, obwohl er ihn zu Lebzeiten nicht besonders schätzte. Aber er verlässt sich auf sein Gespür. Nicht nur die Meinung seines Vaters zählt. Auch was die Menschen, mit denen Vincent die letzten Wochen seines Lebens verbrachte, über ihn dachten, beginnt Armand zu interessieren.  Und natürlich auch wie er zu Tode kam und wer letztlich dafür verantwortlich gewesen sein könnte.

Was mir besonders gut gefallen hat

Mir hat besonders gut gefallen, wie unterschiedlich einzelne Personen ein und denselben Menschen wahrnehmen können. Auch gefiel mir, wie sich der Widerwillen Armands dem Wunsch seines Vaters nachzukommen nach und nach legte und eine Mischung aus Neugierde, Ausdauer, Pflichtbewusstsein und Vernunft siegte, sodass Armand herausfand, wie Vincent vermutlich ums Leben kam und wer diesen „Abschiedsbrief“ schlussendlich am ehesten verdient hatte.

Fazit:
Gute Unterhaltung, ein künstlerisch wertvolles Schmankerl und eine spannende Handlung mit Tiefgang.

Kennt Ihr den Film? Mögt Ihr solche Experimente? Wäre dieser Film was für Euch?

Kommt mir gut durch den Donnerstag, lasst es Euch gut gehen und bleibts ma gsund
Sunny

Kommentare

  1. Interessante Idee, den Film malerisch umzusetzen. Ich bin kein Fan von dem Maler deshalb werde ich ihn mir nicht ansehen.

    Dass Du mal Grafikerin werden wolltest, wusste ich noch nicht. Begabungen können schon breit verteilt sein. Mein IT-Mensch hier im Haus kann auch malen und zeichnen. Aber Mathematik und Malerei liegen dichter beinander, als mancher Betrachter denkt.

    War Dein Weg aus heutiger Sicht betrachtet der Richtige oder wäre die Gestaltung besser gewesen? Was denkst Du?

    LG Ines

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    1. Ich bin ein Fan der drei großen M's: Mathematik, Malerei und Musik. Und ja, ich habe für alle drei eine gewisse Begabung. Aber mich für eines der drei zu entscheiden, würde mir auch heute nach schwerfallen. Meine "gestalterische Phantasie", kann ich im Job eigentlich ganz gut ausleben, wenn man mich lässt. Meist muss ich aber mit Zahlen jonglieren und Leuten Dinge vorrechnen, damit ich sie überzeugen kann. Aber Zahlen sind lange nicht so geschmacksabhängig.
      Deshalb war meine Berufswahl richtig für mich.
      BG Sunny

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  2. Ich mochte die Bilder in den 90ern. Heute hängen die Bilder in der Berliner Wohnung und ich freue mich immer, wenn ich sie sehe. Kopiert habe ich lieber August Macke. Ist allerdings lange her, dass ich einen Pinsel zur Hand genommen habe.
    Wie schön, dass es München so vielfältige Möglichkeiten gab. In meiner Heimatstadt gab es das leider nicht. Ich hätte es geliebt. Ob der Film was Fr mich ist? Vielleicht gucke ich am Wochenende mal rein.
    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. Oh schön. Noch jemand, der gerne malt. Ich denke der Film wird Dir gefallen. Am Anfang ist das zugucken etwas ungewohnt, aber ich finde die Umsetzung einfach klasse. Ein Kunstwerk aus Kunstwerken in einem "Kunstwerk". Tricky. Sowas mag ich.
      BG Sunny

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  3. bin auch sehr begeistert von van gogh! der film klingt wirklich interessant - ich mag solche experimente - viel lieber als die 2345.hollywood-dramödie :-D
    sei froh dass du in die IT gegangen bist - mit grafik verdient man keine müde mark mehr....
    xxxx

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    1. Ja, leider. Das hat sich selbst in den späten 80ern schon abgezeichnet, weil natürlich damals die Computer schon mächtig auf dem Vormarsch waren. Kreativ sein, kann man auf so viele verschiedene Arten. Das sieht man auch bei Dir.
      BG Sunny

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  4. Ich mag diese Art Filme sehr. Mal sehen wann ich Zeit habe . Hört sich für mich gut an.
    Danke für den Tipp
    LG Heidi

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  5. oh ja das erinnert mich total an mein gemaltes van Gogh Armband. Ich finde es toll dass ihr den Film einfach so angeschaut habt. Mich interessiert er auch. Mal sehen... danke für den Tipp Sunny!
    Liebe Grüße Tina

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  6. Das klingt höchst spannend, weil sehr ungewöhnlich. Und weil ich van Gogh wirklich gern mag, gucke ich mal, ob der in unserem Provinzkino irgendwann läuft. Vermutlich als "Kino für Kenner" oder so. Da geht alles hin, was nicht Blockbuster ist.
    Liebe Grüße
    Fran

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