[Weekend] Bayreuth #3 - Liszt, Chopin und ihre erfolgreichen Frauen
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Im letzten Sommer (Juni und August) haben Rudi und ich Bayreuth zwei Mal einen Besuch abgestattet. Im Juni waren wir dort um Rudis Geburtstag auf einem BBQ Event zu feiern. Und im August gab es nochmal die Gelegenheit in Bayreuth, das "anzugucken", was wir im Juni nicht mehr geschafft haben.
Bayreuth ist definitiv eine Reise wert. Und nachdem uns jetzt im Mai und Juni drei "Donnerstags-Feiertage" ins Haus stehen, die nach einem verlängerten Wochenende schreien, hab ich mir gedacht, ich inspiriere Euch mal. Ein langes Wochenende in Bayreuth kann ich Euch nur wärmstens empfehlen.
Heute soll es zunächst um das Café Florian gehen. Sowohl im Juni, als auch im August waren wir dort frühstücken. Und obwohl es jedes mal sehr gut besucht war, haben wir immer einen Platz im Garten gefunden. Die Bedienungen und die Küche sind absolut professionell. Keine langen Wartezeiten auf das Aufnehmen der Bestellung, das Servieren oder die Rechnung. Ein sehr leckeres Frühstück, das auch noch als Mittagessen durchgeht. Dazu - verglichen mit München - absolut moderate Preise. Und. Ein kurzer Fußmarsch zum Franz Liszt Museum, das im Juni auf unserer Liste stand.
Das Liszt Museum ist direkt neben dem Wagner Museum und "vor" dem Bayreuther Hofgarten gelegen, sodass sich ein Spaziergang zum "Neuen Schloss" auch noch gut unterbringen lässt. Bayreuth ist als Wagner Stadt bekannt. Aber Franz Liszt war Wagners Schwiegervater. Als er die Bayreuther Festspiele 1886 besuchte, wohnte er im Försterhaus direkt neben dem Wagner-Haus, wo er auch verstarb.
Und genau in diesen Räumlichkeiten ist das kleine Museum untergebracht, das sich im Grunde um Franz Liszt dreht und uns auch in seine Beziehung zu Frédéric Chopin blicken lässt . Das hat mir gut gefallen, denn die beiden zählen zu meinen liebsten, klassischen Komponisten. Chopin und Liszt lebten ca. acht Jahre zur selben Zeit in Paris (ca. 1832 bis 1840).
Liszt half Chopin bekannt zu werden, unter anderem auf Soiréen bei bedeutenden Persönlichkeiten wie den Rothschilds. Sie improvisierten oder traten gemeinsam in den feinen Salons auf. Man könnte sogar sagen, sie waren sich freundschaftlich verbunden. Sie waren aber natürlich auch kritische Konkurrenten und manchmal auch eifersüchtig auf die Fähigkeiten des anderen.
Liszt war ein impulsiver, extrovertierter Konzertpianist. Chopin eher ein schüchterner, romantischer, kränklicher Komponist. Trotzdem waren beide natürlich interessante Persönlichkeiten. Es wundert mich mich gar nicht, dass beide über ca. 10 Jahre wilde Ehen mit finanziell eigenständigen Frauen führten. Sowohl Chopins George Sand, wie auch Liszts Partnerin Marie d'Agoult waren jeweils um 6 Jahre älter, als die Komponisten. Beide Frauen hatten bereits Kinder. Beide waren als Schriftstellerinnen tätig.
In dieser Hinsicht finde ich die beiden Frauen tatsächlich auch interessanter, als ihre Partner. George Sand trug Hosen und rauchte Zigarre. Sand war revolutionär, idealistisch und sehr volksnah. Marie d'Agoults Buch "Histoire de la Révolution de 1848" war keine reine Lobrede auf die Revolution, sondern ein sehr analytisches, kritisches Werk, das die Schwächen der neuen republikanischen Regierung offenlegte. Sie hatte eher ein intellektuell-liberales Verständnis von Republik, nicht ein radikal-soziales.
Obwohl ich es natürlich ziemlich cool finde, dass die männlich dominante George Sand einen feinsinnigen, sensiblen Künstler zum Freund hatte, steht mir Marie D'Agoults mit ihrer liberalen Position heute - mit 56 Jahren - näher, als George mit ihren radikal-sozialen Ansichten. Wie heißt es so schön? Wer mit 20 keine Kommunistin ist, hat kein Herz. Wer mit 50 immer noch Sozialistin (ist), kein Hirn.
Auf den ersten Blick könnte man jetzt meinen, George und Marie wären Wunder wie emanzipiert und gleichgestellt gewesen. Das waren sie natürlich nicht. Ihre Art zu Leben wurde als skandalös bezeichnet. Sie lebten quasi wie Männer. George hatte sich einen männlichen Namen gegeben und sie trug, wie oben schon erwähnt Hosen. Dazu rauchte sie. Das taten damals nur Männer. Und hätte sie keinen männlichen Künstlernamen verwendet, wären Ihr Texte vermutlich auch nicht veröffentlicht worden. Marie lebte zwar keine männliche Rolle, schrieb aber unter dem Namen Daniel Stern. Geld erleichterte das Leben damals schon ungemein. Denn mit ihrer finanziellen Unabhängigkeit konnten beide sich ein freies Leben leisten, die Männer lieben, die sie wollten und der Arbeit nachgehen, zu der sie sich berufen fühlten.
Kommt mir gut durch den Mittwoch, holt die Besen hervor, bindet Eure Gartentürchen fest, genießt ein hoffentlich langes Wochenende. Aber bleibts mir vor allem gesund
Sunny
Reiten wir auf den Blocksberg?! Sarah tanzt in den Mai. So geht es auch. Geld ist immer ein Thema, wenn Frauen selbstbestimmt leben möchten. Interessante Geschichte der Frauen. Meist finde ich das spannender, wie das Leben der berühmten Männer. Deinen Look mag ich. Es wird Zeit für Kleider.😁
AntwortenLöschenDann wünsche ich Dir mal ein schönes langes Wochenende, der Göga und ich arbeiten.Aber der Feiertag ist dennoch schön. 😁 Liebe Grüße Tina
Ja, wir hätten auf dem Besen auf den Gipfel des Blocksbergs fliegen können. Und oben zu ACDC richtig abrocken. Das hätte mir tatsächlich sehr viel Spaß gemacht. Ich hoffe Sarah und ihr Mann hatten einen schönen Abend.
LöschenWenn ich ehrlich bin, die Beziehungen, die ich hier aufgegriffen habe, wurden im Museum natürlich nur angekratzt. Nachdem ich aber schon ein bisschen wissen wollte, was dahinter steckt, habe ich mich in den letzten Tagen ein bisschen schlau gelesen.
Dann wünsche ich Dir morgen einen produktiven Fenstertag. Du musst morgen arbeiten???
BG und Grüße an Gögi.
Sunny
ich hab kein gartentürchen!
AntwortenLöschendanke für diesen post zu den beiden interessanten frauen...... und jawohl: wenn man finanziell unabhängig ist (beziehungsweise geboren wurde) ist es sehr viel leichter auch unabhängig von männern zu sein. wenn heiraten die einzige chance ist was zu essen und zu wohnen zu kriegen, dann wird es schon schwieriger. auch heute, mit den angeblich gleichen bildungschancen ist die "gläserner decke"(wie in zimmerdecke) für viele immer noch da.......
wir sehen uns auf´m blocksberg ;-D xxx
Ich schon. Aber die Jugend macht sich nicht mehr die Mühe, die an den Maibaum vor zu schaffen. :-) Die haben wohl heute gechillt. Sogar das Fitnessstudio war leer. Kein wunder, bei bestem Ausflugswetter. :-)
LöschenGanz klar. Vor 200 Jahren musste man reich sein, sonst wär da gar nix gegangen. "Eine gute Partie" zu machen, war wohl die einzige Möglichkeit um zumindest passiv aus der Armut heraus zu kommen. Oder man ging ins Kloster. Da wurde man zwar nicht reich, konnte sich aber mit Dingen beschäftigen, an denen man Interesse hatte und wurde weitestgehend in Ruhe gelassen.
Ich glaube in den 70ern und 80ern hatte man im Westen tatsächlich gleiche Bildungschancen. Es spielte keine Rolle, ob die Eltern den Schulstoff konnten. Da war man komplett selbst verantwortlich. Aber es gab ich auch keine wirklich "bildungsfernen" Eltern. Die hatten alle einen Schulabschuss und gingen einer Beschäftigung nach und waren in keiner Weise "nachsichtig". Aber schon in den 90ern hat sich das verändert. Als mein Sohn, Anfang der 90er in die Schule kam, war man schon sehr gefragt als Mutter. Das wurde von den Lehrkräften tatsächlich erwartet. Und durchgefallen ist im Gymmi auch keiner mehr. :-))) Ob aber alle die "Studierfähigkeit" bzw. die allgemeine Hochschulreife tatsächlich erlangt haben, wage ich zu bezweifeln.
BG Sunny
Ein interessanter Artikel über die Beziehung der beiden Komponisten zueinander und auch über die Persönlichkeiten der beiden Frauen.
AntwortenLöschenDein Outfit ist schon hübsch sommerlich. Die rote Klappe der Tasche passt perfekt zum Look.
Wünsche dir ein wunderschönes Wochenende, liebe Grüße
Wenn es Dich auch interessiert hat, ist der Zweck erfüllt. Ich habe das gelesene für Euch nochmal zusammengefasst, weil ich dachte, es könnte andere auch interessieren. Die Künstler lebten ja nicht isoliert. Genauso wie die Beatles und die Stones. Die hatten auch zeitliche Überschneidungen und Konkurrenz in Londoner Zeiten.
LöschenJa. Das stimmt. Klar war mein Outfit Anfang August hochsommerlich. Zum Glück.
BG Sunny
I love going out for brunch/breakfast it is my favorite meal to go out for.
AntwortenLöschenAllie of
www.allienyc.com
Yes. I like to go out for breakfast with my female frieds too.
LöschenBest regards Sunny
Die beiden Frauen hatten es damals bestimmt nicht leicht. Zum Glück gab es früher schon Damen, die anders waren. Solche "Biographien" finde ich interessant.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Sabine
Ja, tatsächlich. Es ist wie immer eine Frage der "Färbung" und letztlich der "Darstellung". Nachdem keiner wirklich dabei war, kann man sich nur auf sein eigenes Gefühl verlassen. Wir haben heute die Verfilmung aus 2002 gesehen. Oh je. Außer, dass George Zigarre rauchte (3 Mal im Film) und Hosen trug (2 Mal im Film) "gab sie" dort die aufopfernde Geliebte und Mutter. Da war nix feministisch. :-(
LöschenBG Sunny
Tatsächlich haben wir viele Jahre die Klassiker laufen lassen.
AntwortenLöschenUnsere Jungs haben das in schöner Umwandlung kindgerecht
zum einschlafen gehört. Und ja die Geschichten der Künstler
waren immer schon lesenswert :))
LG heidi
"das in schöner Umwandlung"??? Bedeutet?
LöschenKlassische Musik kann tatsächlich zum Einschlafen gut funktionieren. Oder auch nicht. Je nach Stück und Komponist. :-) Mein Sohn hat eigentlich bis ins Teenageralter "Hörspiele" gehört. Am Schluss dann die drei ???.
BG Sunny
Liebe Sunny,
AntwortenLöschenBayreuth steht auf jeden Fall auf unserer "Liste", wenn wir eines schönen Tages endlich unser Vorhaben wahrmachen, durch Deutschland zu touren. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es dort jede Menge zu erleben gibt - ein paar Ziele hätten wir da ja schon. Und du hast dazu jetzt einen weitere Beitrag geleistet - danke.
Von George Sand wusste ich schon einiges - von Marie d'Agoult noch nichts, auch das finde ich sehr interessant.
Alles Liebe, Traude
https://rostrose.blogspot.com/2025/05/gunthers-kakaozeremonie-und-ein-paar.html
Es freut mich, wenn ich Dich zum "weiter sehen" inspiriert habe.
LöschenWenn es Euch nach Deutschland verschlägt, versäumt es bitte nicht uns Bescheid zu geben. :-)
BG Sunny
Was für ein vielseitiger und inspirierender Beitrag! Spannende Kulturgeschichte – was richtig Lust auf Bayreuth macht! Das Café Florian klingt nach einem echten Geheimtipp für Genießer, und deine Begeisterung für das Liszt-Museum hat mich sofort neugierig gemacht. ;) Besonders fasziniert hat mich der Abschnitt über Liszt und Chopin – und wie du die beiden starken Frauenfiguren George Sand und Marie d’Agoult in den Fokus rückst. Ganz interessant! Vielen Dank für diesen zum Nachdenken anregenden Artikel!
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Claudia
Also, falls Du Dich mal entschließen solltest, es zu besuchen, können wir uns dort gerne treffen. Es ist wirklich eine ganz zauberhafte Stadt.
LöschenDie Freundschaft/Bekanntschaft/Kollegschaft zwischen Liszt und Chopin ist natürlich ebenso angeklungen, wie Ihre Beziehungen. Aber das was ich hier über die Frauen geschrieben habe, habe ich mir jetzt natürlich selbst zusammengesucht. Denn dieser Aspekt, die privaten Beziehungen von Künstlern interessieren mich immer sehr. Das hilft mir auch ihre Musik einzuordnen, zu verstehen und zu erleben.
Manchmal stimmt dann der Eindruck, den nur die Musik vermittelt. Manchmal liege ich leider total daneben. Sofern man sich hier aufs Hören-Sagen verlassen kann.
BG Sunny
Jetzt stelle ich gerade fest, dass ich hier gar nicht kommentiert habe, denn Deinen Beitrag las ich mir schon vor Tagen mit großem Interesse durch. Ich finde ja solche Hintergründe bzw. die Geschichte zu einem Ort immer spannend und interessant. Schade, dass Bayreuth von mir aus soooo weit entfernt liegt, denn dieser schöne Ort würde mir mit Sicherheit sehr gefallen.
AntwortenLöschenLG
Ari