Elvis - stilistisches Role-Model für eine ganze Musikergeneration
Heute tauchen wir mal zu den Tiefen bzw. Wurzeln der Popmusik und ihren Pionieren hinunter. Unterhaltungsmusik. Keine "klassische" Musik. Keine regionale "Folklore". Und klar. Da sind in den letzten 80 Jahren unterschiedliche Ausprägungen entstanden. Basierend auf den verschiedensten musikalischen, politischen und gesellschaftlichen Strömungen.
The Elvis Surrounding Elvis (2023 - YouTube)
Innerhalb dieses größeren Kontexts habe ich Euch ein paar Musikdokus verlinkt, die mir in diesem Zusammenhang sehr gut gefallen haben. Starten wir heute also zunächst mit Elvis. Der "weiße" und "schwarze" Musik mixte. Die kam nach dem 2. Weltkrieg nach Europa und inspirierte sowohl in den USA, als auch auf dieser Seite des Atlantiks unzählige Bands und Musiker zu neuen Klängen.
Road Diary: Bruce Springsteen & The E Street Band (2024 - Disney +)
Springsteen hat Elvis als einen seiner wichtigsten Einflüsse bezeichnet. Nach seiner Einschätzung hat es in den 50ern und 60ern viele großartige Künstler gegeben, aber es gab eben nur einen einzigen Elvis Presley.
Als Teenager fuhr Springsteen 1977 spontan nach Graceland, um Elvis zu sehen – kletterte sogar über den Zaun, wurde aber vom Sicherheitsdienst gestoppt. Elvis starb im August 1977. So gabs für den Boss auch keine weitere Chance auf ein Treffen mit ihm.
Elvis war definitiv eine Schlüsselfigur für die Rockgeneration der 60er/70er, nicht nur musikalisch, sondern auch was sein Image (Rebellion), sein Sex-Appeal und sein Charisma betraf. So die Sicht Springsteens. Und ich glaube er spricht genau mit dieser Aussage vielen Musikern aus der Seele. Wir wissen doch: Image ist alles. OK. Talent schon auch. Aber Image ist wichtig.
Becoming Led Zeppelin (2025 - Amazon Prime, Netflix, YouTube)
Von Robert Plant habe ich schon mehrfach gehört bzw. gelesen, dass er als Kind von Elvis geradezu besessen war. Und Jimmy Page bewunderte Elvis’ Charisma und die Art, wie er Blues und Country mischte. 1974 hatten Led Zeppelin die Chance Elvis Presley in Las Vegas zu treffen. Was Springsteen also verwehrt geblieben war, ist Led Zeppelin gelungen.
Lemmy (2010 - Amazon Prime)
Für den als Rockdumentary konzipierten Film "Lemmy" wurde unterschiedliches Filmaterial (16-mm- und HD-Video-Material) verwendet, das über drei Jahre hinweg aufgezeichnet worden war. Die Aufnahmen wurden in den Vereinigten Staaten, Westeuropa und Russland gemacht. Dazu beinhalten sie Interviews mit Freunden, Kollegen und der Familie von Lemmy Kilmister (Sänger und Bassist von Motörhead).
Es dürfte in diesem Kontext niemand verwundern, dass Elvis Presley einer von Lemmys frühen, musikalischen Helden gewesen ist. Und auch für den unlängst verstorbenen Ozzy - ein Freund von Lemmy - war Elvis der Grund, warum Ozzy Musik machen wollte.
Joe Cocker: Mad Dog with Soul (2016 - ARTE)
Joe Cocker spürte Ray Charles als Jugendlicher bis auf die Wurzeln nach und fand in ihm den Sänger, an dem er zeitlebens gemessen wurde.
Aber er blieb genauso den anderen Musikern treu, die er in seiner Jugend gehört hatte. Chuck Berry, Little Richard und Jerry Lee Lewis, John Lee Hooker, Lightnin’ Hopkins, Howlin’ Wolf und Muddy Waters. Damit ist er nicht alleine. Die Stones und die Beatles nennen diese Künstler auch als ihre Inspirationsquellen. Bis auf JL Lewis übrigens alles schwarze Musiker. Wie ich gelesen habe, wollte Joe Cocker eigentlich immer ein Blues Album machen. Doch die Plattenfirmen sahen ihn eher in der poppigen Mainstreamecke.
Cocker spielte in jungen Jahren mit dem Gedanken sich einen Künstlernamen zuzulegen. Der von Elvis Presley im Film Jailhouse Rock verkörperten Vince sollte es werden. Natürlich hinterließ der King of Rock nicht nur von der Leinwand aus einen bleibenden Eindruck auf den jüngeren Joe Cocker. Mit seiner Cover-Versionen von "One Night" bekundete er Elvis letztlich auch einmal seinen musikalischen Respekt.
Genau das zeichnete Joe Cocker aus. Sein Respekt vor den eigenen Idolen, deren Material er auf ein neues Level hob. Seine Liebesbekundungen an diejenigen, die mit ihrer Musik sein und auch mein Leben bereichert haben. Auf seinen Platten finden sich immer entsprechende Credits, um seinen "Vorlagen" die notwendige Anerkennung zukommen zu lassen. Das war viele Jahre lang in der Musikbranche nicht üblich. Gerade - aber nicht nur - schwarze Künstler wurden von der Musikindustrie lange Zeit strukturell und finanziell benachteiligt.
Aber kommen wir nochmal auf Elvis zurück. Während er von all den hier genannten Künstlern als massive Inspirationsquelle genannt wurde, waren die Beatles in den 60er Jahren tatsächlich in Amerika die erste, ernsthafte, berufliche Konkurrenz für ihn.
Elvis, ein Trendsetter, verschmolz Musikstile wie kaum ein anderer. Er mixte Gospel, Rhythm & Blues, Country und Pop – kurz: er etablierte den weißen Rock & Roll. Sein Sound wurde zur Blaupause eines neuen Genres.
„If there hadn’t been Elvis, there would be no Beatles“ sagte John Lennon. Die Beatles ließen sich auf Elvis Stil ein, setzten auf sein Rhythmusgefühl, seine Attitüde, mixten verschiedene Stile – und übertrugen das auf ihre eigene Musik. Das nenne ich mal Inspiration und Kreativität at its finest.
Im Song „Run for Your Life“ übernehmen die Beatles eine Zeile aus Elvis’ Version von “Baby Let’s Play“ und in ihren frühen Shows spielten die Beatles regelmäßig Elvis-Covers wie “Don’t Be Cruel“. Elvis dachte, die frühen Beatles seien seiner frühen Musik tatsächlich ähnlich. Er liebte den lauten, treibenden Klang, den die Beatles Platten hatten. "Das ist es, wonach ich suche, genau das hier! Ich will diesen Sound zurück."
Er wollte immer, dass seine Alben anders klangen, als sie es taten. Er wollte, dass seine aktuellen Platten so roh klingen, wie die, die er zu seinen Anfängen aufgenommen hatte. Das würde ich übrigens auch toll finden. Und er machte den Beatles das schmeichelhafteste Kompliment von allen, als er z.B. "Something", während des "Aloha from Hawaii"-Konzerts 1973 sang, das live über Satellit in die ganze Welt übertragen wurde.
John Lennon sagte: "Wir wollten größer sein als Elvis und das war es eigentlich, was Elvis fürchtete“. Und das glaube ich aufs Wort. Elvis war und ist der King of Rock’n Roll. Er erkannte das Talent der Beatles und hielt sie für "so interessant und experimentell". Genau deshalb hatte er auch ordentlich Respekt vor ihnen. Gleichzeitig fühlte er vermutlich auch eine musikalische Verbindung zu ihnen. Ich glaube, er mochte ihre Musik und ihre Platten wirklich.
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