[Blogosphäre] Die DSGVO und das Cookie-Monster

Die DSGVO (EU-Verordnung) trat im Mai 2018 in Kraft. Am 01.10.2019 hat der der europäische Gerichtshof (EuGH) endgültig bestätigt, dass Cookies nur mit Einwilligung der Nutzer eingesetzt werden dürfen. Ich vermute ganz stark, dass es dabei in erster Linie um Cookies geht, die im Rahmen des Trackings eingesetzt werden.

Auf was bisher alle noch gewartet haben, ist die ePrivacy-Verordnung, die die EU Cookie-Richtlinie (regelt den Umgang mit Cookies und vor allem das Thema Tracking von Webseitenbesuchern)  ablösen soll. Bisher schieden sich die Geister ob diese beiden EU Richtilinien überhaupt von der hätten von  der deutschen Gesetzbebung näher ausgestaltet werden müssen, oder ob es genügt hätte, was im Telemediengesetz verankert ist.

Was sind Cookies und was bedeutet in diesem Zusammenhang Tracking

Cookie Monster Shirt SunnyCookies und Tracking sind eigentlich zwei gänzlich unterschiedliche Sachen. Es gibt technisch notwendige Cookies, die gesetzt werden müssen, damit eine Seite korrekt an einen Browser geschickt werden kann. Außerdem muss der Server wissen, woher eine Anfrage kommt und ob die Session noch gültig ist.

Was sind Cookies?

Cookies sind technisch sinnvoll und seit über 30 Jahren in der Internettechnologie etabliert. Dass nun aber Leuten kommen und diese Cookies nicht nur technisch nutzen, sondern damit auch die Profilerstellung eines Nutzers unterstützen, ist mal wieder typisch menschlich. Vor allem, seit man entdeckt hat, dass das Netz nicht nur zum sekundenschnellen, weltumspannenden Austausch von Informationen dienen kann, sondern dass sich damit richtig Geld verdienen lässt.

Warum werden wir getrackt?

Dass Google sich nicht nur aus lauter Menschenfreundlichkeit unzählige, pfeilschnelle Server in den Keller stellen lässt, die ordentlich Kohle kosten und noch mehr Strom verbraten, dürfte eigentlich jedem klar sein. Und diese Dienstleistung zahlen wir mit unseren persönlichen Daten. Auch wenn man es nicht glauben mag, da steckt auf den 2. Blick richtig Asche dahinter.

Wer ist nicht froh, wenn er plötzlich das „beste Teil auf dem Markt“ rechts im Werbebanner angezeigt bekommt, wo man doch die letzten Tage und Wochen im Netz nach dem besten Teil recherchiert hat. Ich will kein Werkzeug kaufen, keine Kinderbücher und keine Küchenmaschinen. Und deshalb bin ich froh, wenn die Werbung – falls ich sie nicht ausgeblendet habe – personalisiert ist.
Ein netter Effekt. Aber. Geht es eigentlich irgendwen was an, wenn ich vorhabe, das „beste Teil auf dem Markt“ zu kaufen? Nein. Eigentlich nicht. Und deshalb ist es sinnvoll, wenn ich möglichst unerkannt, ungetrackt und ohne Profiling im Netz unterwegs bin. Aber dafür bin ich selbst verantwortlich.

Was ist der Unterschied zwischen virtuellem Tracking und realem Stalking? 


Cookie Monster Shirt SunnyGehen wir mal ins Real-Life

Wenn ich täglich beim Metzger einkaufe und bar zahle, brauche ich mich nicht zu wundern, wenn ich nicht die Nominierung für den „Veganer des Monats“ bekomme. Das wissen dann aber nur die, die in der Metzgerei arbeiten. Und die Veganer, die gerade bei bestem Wetter mit ihren Pappschildern vor dem Laden demonstrieren. Wenn ich also möchte, dass es noch weniger wissen, gehe ich früh morgens im Graupelschauer. Da bekommt das keiner mit.

Wie wäre das  mit Kreditkartenzahlung?

Aber im Netz bekommen es „alle“ mit. Und noch in 100 Jahren wird man wissen, dass ich am 03.11.2019 1,2 kg Schweineschulter zum Preis von 25 € beim Biometzger erstanden habe. Bezahlt habe ich mit der Kreditkarte. Der selben übrigens, mit der ich bei der Botox-Kosmetikerin, beim Haarverlängerungs-Friseur, im Problemzonen-Fitness, im Laden in der Maximilianstr., bei Beate Uhse und in der Apotheke meine Fußpilzcreme bezahlt habe. Nicht dass ihr denkt, ich würde jemals etwas derartiges tun, pfui, es sind nur Beispiele von Informationen, die man nicht so gerne „streut“.

Was ist daran "schlimm"?

Das ist für sich genommen alles nicht so interessant. Denn das machen 1500 andere Leute auch. Aber aus der Datenfülle lassen sich Informationen ableiten: Wo rentiert sich ein Biometzger? Wie alt sind die Käufer bei Beate Uhse? Welches Geschlecht haben sie? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Beate Uhse, sexuellen Praktiken und Fußpilz? Und so weiter und so fort. Ihr merkt schon, auf was ich hinaus will.

Wo liegt die Verantwortung?

Was ich aber nicht ganz verstehe, ist die Tatsache, dass die EU die Verantwortung für die eigenen personenbezogenen Daten auf die Webshopbetreiber oder auch Blogger abwälzen will. Das ist der falsche Ansatz. IT hilft einem zwar dabei, die Probleme zu lösen, die man ohne IT gar nicht gehabt hätte, aber trotzdem. Während des Studiums habe ich diverse Vorlesungen im Datenschutzrecht genossen. Dessen Existenz ist gut und richtig.

Datenschutz groß geschrieben

Die letzten 27 Jahre im Beruf, die letzten 20 davon in der Webapplikationsentwicklung, habe ich immer damit zu tun gehabt. Der Schutz der Daten von Mitarbeitern (die arbeiten mit unseren Anwendungen) und die der „Kunden“ (die werden zum Teil in den Anwendungen verarbeitet) haben absoluten Vorrang. Unser Framework wird am Tag 200 000 mal aufgerufen. Es funktioniert tadellos und setzt genau ein einziges Cookie während einer einzigen Browsersession. Das geht.

Was überhaupt nicht ginge, wäre ein Tracking. Welcher Mitarbeiter hat an welchem Tag wie lange mit einer Anwendung gearbeitet. Welche Datensätze hat er aufgerufen. Und dann vielleicht noch Vergleiche zu anderen Mitarbeiten. Geht auch gar nicht.

Datenschutz und Google

Cookie Monster Shirt SunnyÜbertragen wir das jetzt mal aufs Bloggen. Aufs Bloggen mit einem Google Blogspot Blog. Das ist ein zweischneidiges Schwert. Google ist die größte Datenkrake auf der Welt, die mir kostenlos die Möglichkeit bietet Content auf meinem Blog zu publizieren. Weil sie dann doch nicht ganz so selbstlos ist, will sie

a) wissen wer da war (bist Du mit Deinem Goolgekonto eingeloggt?) und

b) woher er kommt. Das heiß, welche Seiten Du vorher besucht hast.

Wenn Du auf Deinem Endgerät mit einem Googlekonto angemeldet bist, weiß Google das so wie so. Dass sie Dich „tracken“, akzeptierst Du, wenn Du die Nutzungsbedingungen eines Googlekontos akzeptierst. Google weiß ganz genau, wo ich wohne und wo ich arbeite. Und Google weiß, dass ich auf meiner Fahrt ca. 50% Googleblogs lese und auch wofür ich mich interessiere. Wenn ich nicht möchte, dass Google das weiß, nutze ich einen Inkognito-Tab. Dafür bin ich selbst verantwortlich. Nicht die EU, nicht der deutsche Gesetzgeber und auch nicht der Webseitenbetreiber.

Eigenverantwortung für die eigenen Daten übernehmen

Warum kann man einem mündigen Bürger nicht etwas mehr Eigenverantwortung übertragen? Das würde voraussetzen, dass man ihm die Fähigkeit dazu zugesteht. Braucht es einen Führerschein fürs Web? Wenn es nach mir geht, ja. Ob jeder die dafür erforderliche Abstraktionsfähigkeit aufbringt? Ich befürchte nein. Aber es darf ja auch nicht jeder Auto fahren, Hunde oder Kinder adoptieren. Kinder bekommen allerdings schon…. Hmmmm. Im Netz surfen ist für mich, wie auf offener See im Meer schwimmen. Sehr, sehr tief und sehr gefährlich.

Dass dieses Thema nicht in einem einzigen Beitrag abgehandelt werden will, dürfte klar sein. Ob es noch ein oder zwei weitere Beiträge geben wird, hängt davon ab, wie viel mir einfällt.
Ich werde auf alle Fälle berichten, wie ich persönlich mit dem Thema Tracking in Zukunft umgehen werde und wie sich die Entscheidung des EuGH auf meinen Blogspot Blog auswirken wird.

Kommt mir gut durch den Sonntag, lasst es Euch gut gehen und bleibts ma gsund
Sunny

Zum Thema Blogspot und DSGVO sind bereits folgende Beiträge erschienen:

Einführung DSGVO

DSGVO und Blogger
Leseverhalten und DSGVO
DSGVO und Blogspot Teil 1
DSGVO und Blogspot Tei 2
DSGVO und Blogspot Teil 3
DSGVO und Blogspot Teil 4
DSGVO und Blogspot Teil 5
DSGVO und Blogspot Teil 6
DSGVO, Datenschutzerklärung und Google +

Bloggen zwischen Hobby und Kommerz

Ich hoffe, Ihr könnt Euch aus diesen Beiträgen was für Euch und Euren Blog mitnehmen. Aber soviel sei gesagt: Ich gebe hier nur meine eigenen, praktischen Erfahrungen und meine eigene Interpretation wieder. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder technische Umsetzbarkeit auf anderen Plattformen. Auch handelt es sich niemals um eine Rechtsberatung.

Kommentare

  1. Was ich in dem Zusammenhang wichtig finde, ist die eigenen Webseiten zu checken, welche Cookies genutzt werden. Es gibt freie Tools online dafür. Ich tracke nichts, nutze kein Google Analytics und habe keine Social Plugins auf den Seiten = keine Cookies, die nicht zwingend zum Betreiben der Webseiten notwendig sind. Wobei ich beim Checken im Foodblog sogar ein Cookie gefunden habe, dessen ich mir nicht bewusst war. Das habe ich umgehend entfernt.

    Also einfach mal die eigenen Seiten checken gehen und dann schauen, was man machen kann.

    LG Ines

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    1. Das versteht sich für mich von selbst. Ich hatte bei den dsgvo Beiträgen imnyletzten Jahr die Webentwicklertools Seite von FF und Ghostery vorgestellt. Ghostery hilft die third party cookies von den trackern zu unterscheiden. Wenn Du nur zum lesen kommst und nicht mit Googlekonto unterwegs bist, findet sich bei gelöschten cookies nichts. Ausnahme sind die third party cookies von inlinkz, die für die Anmeldung und Darstellung des IFrames technisch nötig sind. Getrackt wird man davon nicht. Die haben das gut gelöst. Wenn third party nicht erlaubt ist, bekommt man einen Button wo man direkt mit inlikz kommuniziert. Wenn man das möchte.
      Schlimm fand ich schon letztes Jahr die Datenschutzerklärungeen, die nicht zu dem gepasst haben, was tatsächlich eingesetzt wird.
      BG Sunny

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  2. Du erklärst das immer super. Und das auch noch im passenden T-Shirt :))
    Schönen Sonntag, liebe Grüße Tina

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  3. Das Monster ist nicht so Monster, wie man denkt, das kann man sogar auf deinem T-Shirt sehen!;)
    Danke für diesen sehr ausführlichen, aber auch gut verständlichen Beitrag.
    Liebe Grüße einen guten Start in die Woche,
    Claudia

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    1. Das ist wirklich ein tricky Thema. Vor allem weil einige seit dem letzten Jahr nichts gemacht haben, aus Unwissenheit Cookiebanner verwenden, die nicht zum Blog passen. Auch kleine Blogger haben zum Teil einen Wirrwar auf ihrem Blog. Kein Mensch weiß was das ist, was es macht, wie es technisch funktioniert. Durch try und error kann man feststellen, was sich ändert, wenn man die Cookieeinstellungen manipuliert. Es ist mir die letzten Tage ständig passiert, dass ich mich ausgesperrt hatte. Lach. Es gibt so viele verschiedene Cookies. Nicht bloß first und third party. Und zum Tracken gibt es heute viel subtilere Möglichkeiten. Cookies hat man schon 2002 und 2009 diskuttiert.
      BG Sunny

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  4. Das Thema finde ich echt schwierig. Finde es auch blög, es auf die Websitebetreiber und Blogger abzuwälzen. Wobei manche ganz gezielt tracken. Dann sollte zumindest darauf hingewiesen werden.

    Liebe Grüße Sabine

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    Antworten
    1. Klar, wer massiv trackt macht das durchaus bewußt. Aber viele haben auch Dinge eingebunden, wo man letzt lich als Laie nicht weiß, was sie tun. Zumindest nicht in der Tiefe ums sie der Kategorie Betriebs- und Komfort-Cookie oder Third-Party zuzuordnen. Es gibt auch Third-Party Cookies, die einfach Komfort bieten. Wenn sie z.B. einen IFrame einbinden, der dem Wesen des Netzes entspricht und dafür sorgt, dass nicht tausendfach der identlische Code redundant im Netz unterwegs ist.
      BG Sunny

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  5. Wieder sehr informativ und auch so geschrieben, das es nachvollziehbar ist. Danke das du so viel zum Thema schreibst. <3
    Das T Shirt ist klasse :)

    Liebe Grüße!

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  6. Danke Sunny, einmal mehr bin ich dank Dir besser informiert! Und über das T-Shirt muss ich erst recht schmunzeln :) xx Rena

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