[Blogosphäre] Was steht drin im Cookie-Urteil des EuGH?


Am 1. September 2019 gab es eine Gerichtsentscheidung des EuGH, dass Cookies nur nach ausdrücklicher Einwilligung der Webseitennutzer eingesetzt werden dürfen. Bisher galt vor allem im Online Marketing Bereich die Auffassung, Tracking-Cookies wären durch das in der DSGVO viel strapazierte, berechtigte Interesse abgedeckt. Für Cookies, die zu Tracking- oder Werbezwecken gesetzt werden, ist jetzt eine echte Einwilligung der Webseitenbesucher nötig. (Dazu zählen definitiv Google-Analytics und Google-Ads). Aber was sind Cookies und wie kam es letztlich zu diesem Urteil?

Was sind Cookies?

Cookies gehören zu den Urgesteinen der Webtechnologie und haben meiner Meinung nach noch immer ihre Daseinsberechtigung, denn sie haben den entscheidenden Vorteil, dass sie z.B. von PHP bzw. Java (damit werden in den allermeisten Fällen die Web-Server-Software programmiert) und Javascript (das ist eine Scriptsprache die vom Webbrowser interpretiert wird) verarbeitet werden können. 

Warum nutzen Webseitenentwickler Cookies?

Deshalb hat der Webseitenentwickler mit Cookies die Möglichkeit, Informationen zwischen diesen Schichten auszutauschen. Meist werden sie als HTTP-Cookies bezeichnet. Hauptsächlich sind sie dazu gedacht, dem Seitennutzer bestimmte Eigenschaften zuzuweisen. Über diese Eigenschaften können dann weitere Daten abgeglichen oder angefragt werden: ausgewählte Übersetzung der Webseite, Speicherung des Login-Tokens und vieles mehr.

Das ist besonders nützlich um einzelne Funktionen und ganze Webanwendungen wie
•    Onlineshops
•    Onlinebanking
•    soziale Netzwerke oder Blogs
•    und auch Foren
nutzerfreundlicher gestalten zu können.

Wie funktioniert das genau?

Dabei wird eine zufällig generierte und einzigartige Nummer abgelegt, über die unsere Rechner von der Webanwendung wiedererkannt werden. Sie steht ja zeitgleich mit vielen Rechnern in Verbindung. Dadurch wird sinnvolles Surfen und Nutzen von komplexen Webanwendungen erst möglich. Man stelle sich vor, man müsste sich beim Seitenwechsel von Kontoübersicht auf Überweisung, auf weitere Überweisung jedes Mal neu am Onlinebanking anmelden. Das wäre völliger nonsense.

Warum verzichten wir ungern auf Cookies?

Neben absolut sinnvollen Cookies, die in erster Linie für ein sinnvolles und nutzerfreundlicheres Internet sorgen, gibt es auch Cookies, die den Nutzer und seine Surfgewohnheiten erfassen und die besuchten Webseiten sowie Webfunktionen ungefragt darauf abstimmen. Ich würde das jetzt mal Komfortfunktionalität nennen.

Warum sind Cookies trotzdem mit Vorsicht zu genießen?

Grundsätzlich speichern Cookies also Nutzer/Browserdaten, um die Bedienung von Webseiten zu erleichtern und bestimmte Webanwendungen im optimalen Zusammenspiel zur Verfügung zu stellen. Das ist natürlich klasse. Sie können aber auch für das (serverseitige) Tracking von Nutzeraktivitäten verwendet werden und in die Privatsphäre von Usern eingreifen. Das ist dann wieder alles andere als super. Zumindest für die Nutzer.


Nicht Cookie-Urteil konformer Word-Press Cookie-Banner

Warum sind Cookies nicht zwangsläufig immer "gut"?

Dabei werden Nutzerprofilen angelegt, die ein gezielteres Onlinemarketing und vor allem auch ein so genanntes Targeting ermöglichen, das wesentliche Grundlage für personalisierte Werbung ist.
In diesem Zusammenhang sind so genannte Third-Party-Cookies besonders effektiv: Sie werden meist unbemerkt vom User von Dritten gesetzt und spähen das Surfverhalten des Seitennutzers aus. Das geht meist über einen langen Zeitraum und zieht sich über viele verschiedene Zielserver. Man kann es sich so vorstellen, als wäre man in einen Hundehaufen gestiegen. Und fortan schleift man den Dreck an seinen Sohlen mit sich herum.

Warum sind Cookies aber nicht an allem schuld?

Tracking oder auch Targeting funktioniert zwischenzeitlich aber auch ganz ohne Cookies.  Momentan hat sich mit dem Browser-Fingerprinting eine Tracking-Methode etabliert, die ohne Cookies auskommt. Dabei erfassen Webserver unterschiedliche Merkmale von den Browsern der Besucher und ermitteln auf diesen basierend deren digitalen Fingerabdruck. Über diesen können die Nutzer zu einem späteren Zeitpunkt wiedererkannt werden. Wenn ich heute das erste Mal auf einer Seite bin und „jemand“ hat mich im Visier, dann weiß er zeitgleich, wo ich sonst unterwegs bin. Das ist nicht schön. Und hat mit Nutzerkomfort oder sinnvoller technischer Umsetzung nichts mehr zu tun.

Fazit:

Cookies sind nützlich, manchmal praktisch aber eben nicht nur für den verwöhnten Nutzer. Sondern auch für Dritte, die unsere persönlichen Daten grundsätzlich mal nichts angehen. Aber das heimliche Ausspionieren von Internetnutzern funktioniert zwischenzeitlich auch gänzlich ohne Cookies.

Aha werden einige von Euch jetzt sagen, nämlich die, die mit der aktuellen Rechtslage und den daraus resultierenden aktuellen Gerichtsentscheidungen nicht so vertraut sind. Aha. Ja.

Die aktuelle Rechtslage

Am 01.10.2019 hat der der europäische Gerichtshof (EuGH) per Gerichtsurteil endgültig bestätigt, dass Cookies nur mit Einwilligung der Nutzer eingesetzt werden dürfen. Ob wirklich alle, wie
a)    funktionale Cookies
b)    Komfortcookies  bzw. interne Statistiken und
c)    Third-Party-Cookies von Dritten bzw. externe Medien

oder nur ein oder zwei davon, ist nicht wirklich geklärt.

Cookie-Urteil konformer Word-Press Cookie-Banner
Unabhängig davon, dass ich mir das Einwilligen, das zeitlich vor dem Setzen der funktionalen Cookies liegen muss, technisch nicht vorstellen kann, finde ich das gehört an zentraler Stelle vom Nutzer selbst, in den von ihm genutzten Browsern, festgelegt.

Und zwar BEVOR er mit dem Surfen beginnt. Dort hat er auch jederzeit die Möglichkeit seine Einstellungen zu verändern. Aus eigener Erfahrung weiß ich, es dauert ein wenig bis man das richtige Verhältnis aus Komfort und Schutz fürs eigene Nutzungsverhalten gefunden hat.

Was wirklich sicher ist

Bisher galt vor allem im Online Marketing Bereich die Auffassung, Tracking-Cookies wären durch das in der DSGVO viel strapazierte, berechtigte Interesse abgedeckt.
Für Cookies, die zu Tracking- oder Werbezwecken gesetzt werden, ist eine echte Einwilligung der Webseitenbesucher nötig. (Dazu zählen definitiv Google-Analytics und Google-Ads). Ob die Rechtssprechung analog auf andere Trackersysteme angewendet werden wird, weiß ich nicht. Könnte es mir aber vorstellen. Denn Tracker bleibt Tracker.

Nicht Cookie-Urteil konformer Google Cookie-Banner Google (Blog) Hinweisbanner

Ein Cookie-Hinweis-Banner (so wie Google ihn z.B. aktuell bietet) reicht NICHT aus. Ich vermute, es geht dem EuGH vornehmlich um Third-Party-Cookies,  die monetär motiviert gesetzt werden. Er hat deutlich gemacht, dass Verstöße gegen diese echte Einwilligung zukünftig abgemahnt werden.

Meine Meinung zum Cookie-Urteil des EuGH

Es ist völliger Blödsinn die Verantwortung gänzlich auf die Webseitenbetreiber abzuschieben. Mehr noch, es greift in die Persönlichkeitsrechte der Internetnutzer ein. Man unterstellt uns pauschal nicht in der Lage zu sein, selbst entscheiden zu können, welche Informationen wir preisgeben wollen und nicht fähig zu sein, einen Browser zu konfigurieren und auf entsprechende Tools wie Ghostery oder AdBlocker zurück greifen zu können.

Als Gesetzgeber würde ich viel eher verlangen, dass jede Browser ungefragt upgedated wird, sobald die aktuelle Version verfügbar ist und dabei vom Updatevorgang alle Cookieeinstellungen automatisch auf die schärfste Einstellung zurück setzten lassen. Dass dabei die bisher gesetzten Cookies gelöscht werden würden, versteht sich von selbst. Aber das wäre ja zu einfach und würde der Wirtschaft nicht Unsummen an Zeit und Geld kosten. Könnte der Gesetzgeber ja mal was sinnvolles beschließen.

Woher soll ich wissen, dass diese neuen Cookie-Opt-In Fenster nicht meine Einstellungen überschreiben? Wie kann ich meine Einstellungen für eine ganz bestimmte Seite im Nachgang ändern, wenn ich sie zu scharf gewählt hatte? 
Solche Fragen stelle ich mir. Aber so ist das, wenn der Blinde (in diesem Fall die Juristen) von den Farben spricht.

In diesem Sinne. Rechtsprechung muss weder gerecht sein, noch richtig. Und ja. Es wird noch einen dritten Beitrag geben. Nämlich wie wir als Nutzer und Blogger auf dieses Urteil aus meiner Sicht reagieren sollten und müssten.

Kommt mir gut durch den Mittwoch, lasst es Euch gut gehen und bleibts ma gsund
Sunny

Folgende Beiträge zum Thema EuGH Cookie-Urteil vom 01.10.2019 sind bereits hier erschienen:
Einführung Teil 1

Zum Thema Blogspot und DSGVO sind bereits folgende Beiträge erschienen:

Einführung DSGVO

DSGVO und Blogger
Leseverhalten und DSGVO
DSGVO und Blogspot Teil 1
DSGVO und Blogspot Teil 2
DSGVO und Blogspot Teil 3
DSGVO und Blogspot Teil 4
DSGVO und Blogspot Teil 5
DSGVO und Blogspot Teil 6
DSGVO, Datenschutzerklärung und Google +

Bloggen zwischen Hobby und Kommerz

Ich hoffe, Ihr könnt Euch aus diesen Beiträgen was für Euch und Euren Blog mitnehmen. Aber soviel sei gesagt: Ich gebe hier nur meine eigenen, praktischen Erfahrungen und meine eigene Interpretation wieder. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder technische Umsetzbarkeit auf anderen Plattformen. Auch handelt es sich niemals um eine Rechtsberatung.

Dieser Blog ist mit Blogspot, einem Googleprodukt, erstellt. Er setzt nur ein einziges, essenzielles Blogger Session-Cookie.

Kommentare

  1. Ich sehe das so wie Du. Die Juristen haben es sich hier leicht gemacht. Natürlich muss jeder Websitebetreiber in den Datenschutzerklärungen auf gesetzte Cookies und die damit verbundenen Trackings hinweisen. Blockieren muss der Nutzer es dann aber selbst - oder die Seite zukünftig nicht mehr anklicken.

    Viel schlimmer finde ich die täglich zugeschickten SPAM-Mails und Newsletter, obwohl ich diese gar nicht bestellt habe.

    Liebe Grüße Sabine

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    1. Das mit den vielen Mails, die eindeutig über den Blog kommen, bin ich auch zum Teil sehr genervt. Zumal man sich oft nicht abmelden kann. Und die schwindligen Web-Seiten will ich erst recht nicht besuchen.
      BG Sunny

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  2. wie schrecklich! ich kriege dauernd diese personalisierte werbung - und kann mich gar nichtmehr dagegen wehren, ständig billigplunder made in china und kreuzfahrten zu schoppen....
    hilfeeee!
    ;-P xxxx

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    1. Ich bekomme sie nicbt, ich blende sie weg und versuche nur Brotkrumen statt Holzspähne zu streuen. Damit man mich NICHT so leicht finden kann.
      Hat vermutlich was mit Berufsethos zu tun. Ebenso helfe ich immer, wenn ein Blog geklont wurde das mit technischen Gegenmitteln zu unterbinden. Da kann ich durchaus einen ausgeprägten Ehrgeiz entwickeln.
      Außerdem hab ichs gern ausgeglichen. Die einen Blogger tracken ihre Leser, die anderen nicht. Der eine hat auf dem Pspier viele Leser, der andere nicht.
      Dieses System finde ich blöd. Deshalb unterbinde ich das Tracken. Dann bin ich draußen. Kommerzielle Hobbieblogs sind Käse. Gäbe es die nicht hätten wir das ganze Gedöns mit Werbungskennzeichnung nicht. BG Sunny

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    2. genau - kommerzielle hobby-blogs! so´n quark. und total unglaubwürdig, finde ich. aber die gier der menschen ist leider auch unendlich.....
      staune dich immer an wie ein wundertier, wenn du in den kampf gegen kloner und ähnliches ziehst - hut ab!
      xxxx

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  3. Ja, diese Werbung ist echt gruselig! Leider kann man sich kaum dagegen wehren.
    Ich nutze AdBlocker, und wenn sogar ich sowas kann, dann können andere es doch erst recht. Bin da voll Deiner Meinung. Ansonsten ist mir dieses ganze Cookie-Universum ein Mysterium... aber ich versuche, mich dennoch irgendwie durchzuschlagen - mit meinem grünen Blogger-Lichtschwert... seufz!
    Liebe Grüße, Maren

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    1. Möge die Macht mit uns sein.
      Das wird sie, vertrau mir.
      BG Sunny

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  4. Ehrlich gesagt verstehe ich ab Zeitpunkt X nur noch Bahnhof und Kofferklau... Tracker setze ich nicht ein. Warum auch? Ich nutze Ghostery und wenn der drölfzig Tracker auf einer Webseite findet, dann fällt die schlichtweg aus meinem Leserepertoire.
    Liebe Grüße
    Fran

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    1. Ich auch nicht. Aber viele andere Seiten. Und jeder einzelne Tracker klebt an Dir und Deinem Browser wie Dreck am Schuh. Das ist die eine Sicht. Als Nutzer. Die andere ist die des Contentgebers. Der bekommt jetzt Dinge zur Einhaltung vorgesetzt, die nur ein Teil der Spitze des Eisbergs sind.
      Und da gehört Licht ins Dunkle. Der Gesetzgeber verwirrt und nimmt auch die falschen in die Zange.
      BG Sunny

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    2. Hm, aber sind manche Dinge, die der Gesetzgeber vorgibt, nicht eben doch sinnvoll? Wenn ein Blog mit Treckern arbeitet, dann soll er mir das einfach mitteilen. Wenn ich sehe, welche Batterie an Treckern da manchmal wartet, dann wird mir mulmig. So transparent möchte ich einfach nicht sein. Zur Not lese ich halt wieder eine Zeitschrift. Das geht völlig anonym. Und ganz ehrlich: Wenn ich lese, dass sich manche Blogger die Mühe geben, IP-Adressen zu filtern, um "unliebsame" Leser aufzuspüren (das war eine Zeitlang ständig zu lesen), dann frag ich mich, wo noch die Grenze zu "Ich überwache alle, alles und zu jeder Zeit" liegt.

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    3. Argl, verflixte Rechtschreibkorrektur. Nein, ich meine keine landwirtschaftlichen Fahrzeuge, sondern Tracker. Mit A.

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