Sunny's sights of Greece - Mykene #11.2

Es ist purer Zufall, dass wir Mykene als letzte Station für unseren Peloponnes Trip im April 2019 gewählt haben. Aber es kann nicht schaden, ihn als krönenden Abschluss zu setzten. Schließlich zählt Mykene zu den spannendsten Orten in Griechenland, wenn man etwas geschichtliches Interesse mitbringt. Die Stadt ist uralt. Und genauso groß ist ihr geschichtlicher Einfluss und ihre Bedeutung.

Akropolis von Mykene

Warum ist Mykene etwas Besonderes?

Es gibt so viele antike Ruinen in Griechenland, auch auf dem Peloponnes. Wieso sollte man ausgerechnet nach Mykene (Wikipedia) fahren?

Die Geschichte von Mykene

Der Ort auf dem Felsen war schon in der Steinzeit von Ureinwohnern gegründet worden. Während in anderen Teilen Europas die Menschen zögerlich begannen sesshaft zu werden und sich an Ackerbau und Viehzucht versuchten, oder wie in Stonehenge Steinkreise (Wikipedia) aufstellten, stand hier zur selben Zeit schon die Wiege einer Hochkultur, die Mykene ein paar wenige Jahrhunderte später werden sollte.

Vor etwa 5000 Jahren mussten diese Ureinwohner den Achaiern (Wikipedia) weichen. Wie schon bei Homer erwähnt, waren die Achaier ein Sammelbegriff für die Griechen der Mykenischen Zeit. Das antike Griechenland, wie wir es heute nennen, entwickelte sich aus drei noch älteren Kulturen. Kreta(Minoer/Knossos - Wikipedia), Kykladen und Peloponnes (Mykener/Mykene).

Die Funde Heinrich Schliemanns

Goldene Maske des AgamemnonDie Achaier erbauten das „Goldene Mykene“. Etwa von 1400 v. Chr. an kann Mykene für die nächsten 250 Jahre als eine Hochkultur bezeichnet werden. Aus dieser Zeit stammen die spektakulären Funde, die der Archäologe Heinrich Schliemann (Wikipedia) entdeckt und freigelegt hat.

Ob nun die goldene „Maske des Agamemnon“ (Wikipedia), wirklich ihm oder vielleicht doch einem früher verstorbenen Krieger gehört hat? Man weiß es nicht. Böse Zungen behaupten (ich hab es irgendwo gelesen) Schliemann selbst hätte die Maske anfertigen lassen und vergraben. Sie sähe ihm ähnlich und wäre aus so dünnem Gold, dass nur ein Geizkragen wie Schliemann die Maske hätte beauftragen können. Tja. Weiß mans? Nein, wissen kann man es nicht. Aber ich glaube nicht, dass Schliemann eine Maske hat anfertigen lassen, die er ausgraben und dann als seinen Fund ausgeben konnte. Wer so an der Geschichte interessiert ist, fakt sie nicht. Ich gehe etwas weiter unten nochmals auf die Maske ein.

Was gibt es in Mykene außer dem Museum zu sehen?

Mykene ist eine Ruinenstadt, genauer gesagt, die Akropolis einer antiken Stadt. Zu einer jeden Akropolis zählen immer der Palast und die wichtigsten Repräsentationsgebäude, die im alten Griechenland und später auch bei den Römern (Zitadelle) auf einem Hügel lagen.

Zyklopenmauer und Löwentor

Mykene war mit einer Zyklopenmauer befestigt. Das sind riesige Steinblöcke, die ein massives Bollwerk gegen Eindringlinge und Feinde boten. Zugang zur Stadt erlangt man noch heute durchs 3200 Jahre alte Löwentor, über dem ein eindrucksvolles Relief mit zwei Löwen prangt.

Die Ruinen auf dem Gelände sind nicht nennenswert ausgeschildert. Selbst wenn man sich zuvor das Museum angesehen hat, macht es Sinn einen Reiseführer zur Hand zu haben. Es gibt das „Südostquartier“, die „Nordbastion“ und den „Palast“, wo allerdings nichts richtig Herrschaftliches mehr übrig ist.

Eintritt nach Mykene durchs Löwentor

Auch heute, mit großem Bildschirm, und allem, was das Internet an Informationen zu bieten hat, habe ich Schwierigkeiten zu rekonstruieren, wo wir da eigentlich genau rumgelaufen sind und welche Steine zu welchem Gebäude gehört haben sollen. Im April gab es noch keine Führungen, die man hätte buchen können. Ich habe damit eigentlich sehr gute Erfahrungen gemacht, weil diese Guides eigentlich immer die wichtigsten Zusammenhänge anschaulich präsentieren.

Die Zysterne im Ostanbau der Akropolis

Osterweiterung der Burg Mykene

Um 1200 v. Chr. wurde die „Burg“ noch einmal erweitert, um die Wasserversorgung zu sichern. Die Mykener leiteten das Wasser einer Quelle aus ca. 350 m Entfernung mit Tonröhren bis zum Brunnen in der Burg. Für die damalige Zeit eine beachtliche, technische Leistung. Der Gang zur Zisterne konnte von außen nicht eingesehen werden. Über hundert Stufen steigt man runter bis zum Wasser.

Relief vom Löwentor und oberer Zugang zur Zisterne

Sie ist allerdings – typisch für Griechenland – nicht ausgeleuchtet und auch nur noch teilweise begehbar. Wer dort hinein gehen möchte, braucht definitiv eine Taschenlampe. Die ist im Übrigen für alle Besichtigungen antiker oder mittelalterlichen Ruinen eine gute Idee. Man kommt fast überall hinein. Doch setzt man hier grundsätzlich auf die Vernunft der Besucher, gutes Schuhwerk und eine Taschenlampe.

Erst Schacht- und später Kuppelgräber

Innerhalb der Mauer liegt eine Kreisgrabanlage mit Schachtgräbern und Stelen. In dieser Kreisgrabanlage hat Heinrich Schliemann die goldene „Maske des Agamemnon“ gefunden. Es kommt mir also selbst als Laie etwas seltsam vor, dass die Maske des Agamemnon in einem wesentlich älteren Grab als Beigabe gefunden wurde, als im angeblichen Grab des Agamemnon selbst (siehe etwas weiter unten hier im Text.)

Nach aktuellem Wissensstand der Archäologen stammt diese Goldmaske aus dem 16. Jhd. v. Chr. und ist sehr viel älter als der Zeitraum, in dem Agamemnon  (Wikipedialink, 12. Jhd. v. Chr.) gelebt hat.
Die Maske wurde im Grabkreis A mit den Königsgräbern gefunden. Dieser Grabkreis wurde im 16. Jahrhundert v. Chr. angelegt. Die Grabkreise wurden zugunsten der monumentalen Kuppelgräber, die in der Folgezeit zur bevorzugten Grabform wurden, nach und nach aufgegeben.
Schließlich integrierte man Grabkreis A im 13. Jhd. v. Chr. in die Burg. Zur gleichen Zeit wurde auch das Löwentor errichtet.

Schachtgräber und Stelen - Grabkreis A - Mykene

Schachtgräber und Stelen - Grabkreis A - Mykene

Außerhalb der Stadtmauer liegen die nach den Schachtgräbern entstandenen Tholosgräber. Das ist eine für Mykene typische Form von Gräbern (1600 v. Chr. bis 1050 v. Chr.). Insgesamt gefunden wurden neun runde Kuppelgräber, wie die Tholosgräber auch genannt werden. Diese dienten vermutlich den mykenischen Königsfamilien als Grabkammern. Die als „Schatzhäuser“ bezeichneten Gräber wurden von den Entdeckern völlig willkürlich benannt. Alle Kuppelgräber besaßen einen langen Korridor (Dromos), der zum Eingang des Grabes führt. Die zwei jüngsten, größten und technisch anspruchsvollsten sind das Schatzhaus des Atreus und das Klytaimnestra-Grab.

Tholosgräber - Klytaimnestra und Aigisthos
(1400 – 1220 v. Chr.): Klytaimnestra-Grab (links) - (1510 – 1470 v. Chr.): Aigisthos-Grab (rechts)

Tholosgrab - Klytaimnestra
(1400 – 1220 v. Chr.): Klytaimnestra-Grab

Tholosgrab - Löwengrab
(1470 – 1400 v. Chr.): Löwen-Grab

„Agamemnons Grab“ oder das „Schatzhaus des Atreus “ (1400 – 1220 v. Chr.)

Ein Stück die Straße runter, außerhalb des Museums und Ausgrabungsgelände, befindet sich noch ein weiterer Tholos, der etwa so alt sein muss wie das Löwentor. Lange Zeit dachte man, dass hier Agamemnon beerdigt worden sei. Agamemnon heißt die Figur des Anführers der Griechen im Trojanischen Krieg, wie es in Homers Ilias geschrieben steht (im 7. Oder 8. Jahrhundert v.Chr. verfasst).

Der griechische Historiker Pausanias zimmerte aus alten Legenden die Theorie, dass König Atreus (Wikipedia) von Mykene und Agamemnons Vater dort seine Schätze gelagert habe (2. Jahrhundert n.Chr.). Wessen Grab das wirklich gewesen ist, wird wohl für immer im Dunklen bleiben. Das Bauwerk wurde wohl schon in der griechischen Antike (1200 – 50 v.Chr.) geplündert. Als Pausanis das Grab fand, war es leer. Und als Schliemann es erneut entdeckte, wars natürlich immer noch leer.

Schatzhaus des Atreus

In unserem Kombiticket für Museum und Ausgrabungen war auch ein Besuch des „Schatzhauses des Atreus“ enthalten ist. Ein Blick hinein lohnt sich durchaus, denn es handelt sich um ein beeindruckendes Bauwerk. Die Kuppel im Inneren ist 13,5 Meter hoch und etwas breiter, gebaut aus einzelnen Steinblöcken. Aber es ist auch heute noch genau eines: nämlich völlig leer. Wir haben uns das Kuppelgrab bei unserem Besuch mit italienischen Schülern und einem riesen Wespennest geteilt. Entsprechend kurz waren wir auch drinnen.

Vielen Dank, dass Ihr mich heute wieder auf den Peloponnes begleitet habt. Es hat mir Spaß gemacht diesen Beitrag zusammenzustellen, auch wenn die Quellen ziemlich umfangreich und in großen Teilen auch etwas widersprüchlich waren.

Kommt mir gut durch den Feiertag, egal ob er bei Euch Christi-Himmelfahrt oder vielleicht auch Vatertag heißt. Wir freuen uns auf Sonnenschein. Und Mittag wird wieder der Grill angeworfen.
Lasst es Euch gut gehen und bleibts ma gsund
Sunny

Ich hoffe also, ich kann Euch mit meinen "Reiseberichten" über den Peloponnes so anfixen, dass Ihr in 2021 alle einen Bildungsurlaub auf dem Peloponnes macht. Mehr Beiträge finden sich übrigens hier.

Weitere Beiträge: 

Sunny' sights of Greece - Mein Griechenland - Peloponnes Roadtrip 2019

Kommentare

  1. Liebe Sunny, danke für die Entführung in die Antike.Ich bin immer fasziniert von der Größe der Steine die bewegt worden sind. Wahnsinn. Das geht mir auch immer in Rom so wenn ich das Pantheon sehe.
    Ich wünsche Dir einen schönen Feiertag, liebe Grüße Tina

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    1. Die Mykener hatten auch Handelsbeziehungen mit Ägypten und rund ums Mittelmehr. Da wurde natürlich auch Handwerks- und Baukunst ausgetauscht. Denk nur an die Pyramiden.
      Rom ist ein sehr schönes Beispiel für lebende Geschichte. Da stehen die sehr alten Steine ja einfach so, mittendrin. Die Griechen ließen Städte eher zurück oder überbauten sie vollständig.
      Aber sie leben so ganz gechillt neben alten Steinen oder auch neben dem Meer ohne sich wirklich ernsthaft dafür zu interessieren. Ist halt da.
      BG Sunny

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  2. der olle schliemann war schon ein ziemlicher schlingel - "sein" troja ist ja wohl auch nicht troja...
    ;-D
    aber wurscht - sehenswert ist mykene definitiv. schon dieses löwentor - seine ästhetik ist komplett zeitlos und grosse kunst. danke fürs mitnehmen!
    das fundament/der keller des BWH ist auch aus zyklopenmauerwerk - sandsteinernem :-D
    xxxx

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    1. Ja, es ist schon erstaunlich, dass es damals Leute gab, die die Zeit und die Mittel hatten und ihren Traum umsetzten und wirklich richtig altes Zeug finden und ausgraben wollten. Da kann schon auch mal einer ganz fixiert sein von seiner eigenen Theorie. Die technischen Möglichkeiten etwas auf sein Alter zu untersuchen gab es auch noch nicht.
      Wir wohl Columbus ähnlich gegangen sein, als er dacht er wäre in Indien gelandet. ;-)
      BG Sunny

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  3. Da denke ich mir wieder, dass Ihr vermutlich sehr froh seid, dass Ihr voriges Jahr Euren Roadtrip unternommen habt! Ich sehe auch hier, dass es schöne Erinnerungen sein müssen. Danke für den interessanten Beitrag.
    Liebe Grüße, Rena
    www.dressedwithsoul.com

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    1. Definitiv. Der für 2020, nach den griechischen Ostern gebuchte, musste leider ausfallen. Aber aufgeschoben ist bekannt lich nicht aufgehoben. Diese Halbinsel hat so eine Faszination auf mich - schon immer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich nicht irgendwann wieder dort sein werde. BG Suny

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  4. Mykene ist auf jeden Fall ein emotionales und bauliches Highlight. Ich war so beeindruckt vor ca. 45 Jahren. Es gab keine Führungen damals, wir waren ganz allein da...
    Schliemann war ein leiden-schaftlicher Sucher und das ist durchaus zweischneidig.
    Aber Leidenschaft und auch Schönheit durchdringen eben die gesamte Akropolis und die ganzen Geschichten in der Ilias, die sich darum ranken.
    Einfach schön, dass ich mit Dir nun nochmals dort war und Du Dir die Mühe des Erklärens gemacht hast von dem, was ja eigentlich nicht erklärbar ist... Danke.
    GlG Sieglinde

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    1. Das beruhigt mich, dass Du das auch so siehst. Ich habe ziemlich lange an diesem Beitrag gesessen, weil es insgesamt schon sehr verwirrend ist. Die Fülle an Informationen ist riesig und teilweise auch sehr widersprüchlich. Ich musste mir quasi erst meine eigene Theorie zimmern, hinter der ich auch stehen kann. Die richtige Menge an Details ist hier enorm schwierig zu bündeln gewesen. Aber ich freue mich, dass ich Deine Erinnerungen, vor allem die emotionalen, wieder beleben und Dir eine Freude machen konnte.
      BG und bleib gesund
      Sunny

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  5. Liebe Sunny,
    das ist ja eine irre Theorie, dass Schliemann die Maske gefaked haben soll. Nein, das glaube ich definitiv auch nicht - aber witzig klingt es ;-)
    Auf jeden Fall ein interessanter Ort, den ich mir gerne ansehen würde. Mal sehen, was noch kommt in Sachen Reisen...
    Dank dir sehr für diene Kommentare! @ "Rudi hatte als Kind "Kalkhusten", wie er in einem Aufsatz nach den Sommerferien geschrieben hatte. :-)" - Kalkusten ist ein ganz süßes Stück Kindermund! Ich wurde schon gegen Diphterie und Kalkhusten geimpft, aber ich glaube, die Zwillingsschweser meiner Oma ist auch an Diphterie gestorben. (Oder an irgend etwas anderem Schlimmem, das damals zweijährige Kinder dahingerafft hat...) Masern und Mumps hatte ich auch, das war damals noch "so üblich". Zum Glück aber nicht so knapp hintereinander wie du, aber ebenfalls im selben Schuljahr. (Ich hatte so ziemlich alle Kinderkrankheiten - auch Feuchtblattern - in der zweiten, dritten Klasse, wenn ich mich richtig erinnere.) Und Masern genau um Weihnachten rum, weshalb ich im Dunkeln bleiben musste - es gab nur einen kurzen Blick auf den Christbaum. Meine Oma hat mir dann bei einer kleinen Lampe Märchen vorgelesen. Fand ich letztendlich gar nicht soo schlecht ;-)
    Herzliche Rostrosengrüße, die Traude
    https://rostrose.blogspot.com/2020/05/durch-wald-und-flur.html

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  6. Mit deinen Griechenland-Berichten hast du mich ja immer :-). Ihr habt auf eurer Reise wahnsinnig viel gesehen, bin immer wieder erstaunt! Traumhaft!
    Das ist ein höchst spannender Ort! Mit Sicherheit, ein wunderbarer Besuch für Historik-Nerds wie ich!
    Vielen Dank fürs Zeigen!Die Bilder sind sehr beeindruckend!
    Liebe Grüße und schönes Wochenende,
    Claudia

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